Cormac McCarthy - Ein Kind Gottes (rororo)

Tennessee in den sechziger Jahren:

Lester Ballard ist ein Ausgestoßener, einsam und gewalttätig. Als ihm nach und nach die Reste eines normalen Lebens abhandenkommen, wird er zum Höhlenbewohner, zum Serienmörder, schließlich zum Nekrophilen. Er gerät in Haft, in die Psychiatrie, in die Gewalt rachsüchtiger Männer. Lester Ballard, «vielleicht ein Kind Gottes ganz wie man selbst.»

Cormac McCarthys vielleicht düsterster Roman – zum ersten Mal auf Deutsch

Cormac McCarthy wurde 1933 in Rhode Island geboren und wuchs in Knoxville, Tennessee auf. Für sein literarisches Werk wurde er bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Die amerikanische Kritik feierte «Die Straße» als «das dem Alten Testament am nächsten kommende Buch der Literaturgeschichte» (Publishers Weekly). Für den Roman wurde McCarthy auch mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet. Das Buch gelangte auf Platz 1 der New-York-Times-Bestsellerliste und verkaufte sich weltweit mehr als eine Million Mal.

Mehrere von McCarthys Büchern wurden bereits aufsehenerregend verfilmt, «Kein Land für alte Männer» von den Coen-Brüdern, «Der Anwalt» von Ridley Scott und «Ein Kind Gottes» von James Franco.

Fotos: Modern Library & Derek Shapton

Meinung zum Buch:

Cormac McCarthy ist ein mehrfach preisgekrönter Autor, der als einer der einflussreichsten und wichtigsten Schriftsteller der zeitgenössischen Literatur gilt. Für viele seiner Romane erhielt er die wichtigsten Literaturauszeichnungen.

Ein Kind Gottes ist die deutsche Erstveröffentlichung, dessen Originalausgabe 1973 erschien. Die hier vorliegende Übersetzung basiert auf der „Picador“ – Ausgabe, die erstmals 1989 und dann 2010 in diesem Verlag erschien.

Ein Kind Gottes ist auch vierzig Jahre nach Erstveröffentlichung ein sehr unbequemes und extrem rohes Buch, welches in seiner verbalen Reduzierung dem Leser die in drei Akte aufgeteilte Geschichte, auf das Nötigste gestutzt, punktgenau um die Ohren knallt. Stil und Inhalt ergeben dabei eine Kombination, die so angenehm ist wie ein fester Magenschwinger. Hier gibt es keine Helden, kein Gut oder Böse, sondern nur Dreck, Korruption und Gleichgültigkeit. Doch seine Hauptfigur Lester Ballard sticht aus diesem Haufen an Verkommenheit heraus und McCarthy zelebriert seinen Abstieg in die menschlichen Niederungen mit Leidenschaft, aber auch einer gewissen Faszination und Zärtlichkeit für diese zerstörte Figur.

Der Rowohlt Taschenbuch Verlag veröffentlicht Ein Kind Gottes in der Übersetzung von Nikolaus Stingl als sehr gelungene, rustikal aufgemachte Klappenbroschur mit Prägung (192 Seiten, €12,99).

Ein Kind Gottes ist ein radikales Buch, welches sich nicht mit überflüssigem Beiwerk oder eloquenten verbalen Eskapaden aufhält. Es bietet auch keine Antworten, Rechtfertigungen oder moralische Stützen, sondern zeigt schonungslos die Grausamkeit, zu der Menschen fähig sein können. Kein angenehmer, aber durchweg auf morbide Weise faszinierender Roman, dem man sich nicht entziehen kann.

Christian Funke