Crossed: Badlands 4 (AVATAR/Panini Comics)

Crossed: Badlands 4 (AVATAR/Panini Comics)

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Im neuesten Band mit schockierendem Endzeit-Horror verbündet sich ein Anthropologe mit den barbarischen Gefirmten und verrät andere Menschen – aber wie lange kann man so leben in einer Welt ohne Hoffnung? Das fragt sich auch Amanda, eine der zähesten Überlebenden des Horrors in der “schönen neuen Welt”

Meinung zur Veröffentlichung:

Crossed: Badlands 4, mittlerweile Band zehn der von Garth Ennis kreierten Reihe, beinhaltet die Erzählungen Quisling (Autor: Christos Gage, Zeichnungen: Christian Za20150608_171244nier) und Breakdown (Autor: David Lapham, Zeichnungen: Miguel A. Ruiz), welche beide ältere Erzählstränge aufgreifen (bzw. sich an diesen anlehnen) und fortführen. Gage präsentiert uns den Anthropologen Oliver, der versucht, seine einzige Gabe zu seinen Gunsten auszuspielen. Er beobachtet die Verhaltensmuster der Gefirmten. So gelingt es ihm, die Angriffe der triebgesteuerten Infizierten zu überleben. Als er jedoch auf Smokey trifft, einen äußert ungewöhnlichen Infizierten, der sich nicht von seinen Instinkten treiben lässt, sondern wohlüberlegt und taktisch agiert, muss er einen fatalen Schritt gehen, um auch in dieser Situation zu überleben. Auch in der zweiten Geschichte geht es um den Verfall der Moral. Die dem Stammleser mittlerweile bekannte Amanda leidet immer noch unter den Erlebnissen mit dem Psychopathen Mr. Lorre, der sie nicht nur ihre rechte Hand, sondern auch noch ihren rationalen Verstand kostete. Nun bewegt sie sich in einem durch Wahn, Wahrnehmungsstörungen und Paranoia geprägten Alltag, der dem Leser zeigt, dass die Menschlichkeit das erste Gut ist, welches in einer Welt des Chaos geopfert wird…

Beide Erzählungen befinden sich erzählerisch auf einem soliden Niveau (wobei ich persönlich Quisling von Christos Gage in seiner Charakterentwicklung wesentlich differenzierter und dadurch als Geschichte letztendlich fesselnder empfinde). Lediglich in den Zeichnungen kann man stilistische Unterschiede erkennen. Christian Zanier (Buffy, Angel) wählt einen künstlerisch wilderen, aber auch detaillierteren und zeichnerisch feineren Stil mit Hang zum Seitenübergreifenden Format, während Miguel A. Ruiz (feierte mit Crossed 8 seinen Einstand als Comic-Zeichner) einen eher klassischen Stil wählte.

Crossed: Badlands 4, der die Hefte 29-36 des Badlands-Ablegers beinhaltet, erscheint mit einer Empfehlung ab 18 Jahren als Softcover mit Klappenbroschur bei AVATAR und Panini Comics (196 Seiten, €19,99).

Die Comic-Reihe Crossed ist schon seit einiger Zeit kein rein auf Provokation und Tabubruch ausgelegtes Sex & Violence-Vehikel mehr, sondern versucht, Geschichten zu erzählen, die Menschen zeigen, die sich in Extremsituationen mit elementaren Dingen des Lebens auseinandersetzen: Glauben, Moral, Verantwortung, Empathie und Liebe, aber auch die drastischen Wirkungen dieser Extremzustände auf die psychische Stabilität aufzeigt. Genau diese Gradwanderung zwischen extremer Brutalität, derben und unglaublich abgedrehten Ideen und einer clever durchdachten, teils sehr nachdenklich stimmenden Geschichte beschert dieser Reihe ihre Ausnahmeposition!

Christian Funke


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