Jim Thompson - Südlich vom Himmel (Heyne Hardcore)
Südlich vom Himmel beginnt die Hölle…
Südlich vom Himmel: Für die einen ist das die Hölle, für andere die harten Ölbohrarbeiten unter der Sonne von Texas. So eine Geschichte erzählt der junge Tommy Burwell, der bei einer Ölgesellschaft anheuert. Für Tommy beginnt eine harsche Zeit, denn sein alter Kumpel Four Trey Whitey setzt ihn für Sprengarbeiten ein. In diesem von hemmungsloser Gewalt geprägten Milieu muss Tommy sich seinen Platz erkämpfen. Er lebt ein Leben in Blut, Schweiß und Tränen. Als die Brüder seiner Freundin Carol planen, die Lohnkasse zu rauben, wird es eng für Tommy…
Foto: © Sharon Thompson Reed
Meinung zur Veröffentlichung:
Jim Thompson war einer dieser Autoren, wie es sie nur selten gegeben hat. Jemand, der lebte um zu schreiben und schrieb, um zu überleben und dabei sich und seinem Stil im Leben wie der Literatur fast immer treu blieb. Geboren als James Myers Thompson im Jahr 1906 in Anadarko, Oklahoma, wuchs er unter schwierigen familiären Bedingungen auf. Er schrieb schon früh kleinere, teils humoristische Texte, pflegte aber auch einen exzessiven Lebensstil, den er sich mit Alkoholschmuggel unter Al Capone finanzierte. Mit 19 Jahren war er Alkoholiker, und erlitt seinen ersten Nervenzusammenbruch.
Später arbeitete er auf Ölfeldern, als Sprengstoffexperte und
als Hotelpage, versuchte aber immer intensiver, sich seinen Lebensunterhalt durch seine Schreiberei zu finanzieren. Obwohl er immer wieder mal kleinere Erfolge vorweisen konnte, und zudem auch Drehbücher für diverse Regisseure, unter anderem Stanley Kubrick, schrieb, blieb er zeitlebens ein Geheimtipp. Von seinem Schlaganfall Anfang der 60er Jahre erholte er sich nie richtig, was auch bedingt durch diverse Rückfälle in seine Alkoholsucht war. Im Jahr 1977 starb er verarmt und verbittert an den Folgen von Unterernährung.
Mittlerweile jedoch wird er beinahe kultisch verehrt, seine Bücher teils sehr erfolgreich verfilmt (zum Beispiel Getaway von Sam Peckinpah oder The Killer Inside Me von Michael Winterbottom) und immer wieder neu aufgelegt. Da einige seiner Romane bisher nicht auf Deutsch veröffentlicht wurden, holt Heyne Hardcore dieses nun nach. Hier vorliegend haben wir den Roman Südlich vom Himmel (297 Seiten, € 9,99) als deutsche Erstveröffentlichung in der Übersetzung von Peter Torberg, der schon einige Romane vom Roger Smith, Irvine Welsh oder Daniel Woodrell für den deutschen Markt übersetzte. Das Nachwort stammt von Friedrich Ani.
Nahezu jedes Buch von Jim Thompson beinhaltet einen hohen Anteil seiner eigenen Persönlichkeit, sei es im Stil oder in einzelnen Fragmenten der Story. In Südlich vom Himmel aber meint man förmlich, den Autor in jeder Beschreibung seiner Hauptfigur wiederzufinden. Beinahe autobiografisch beschreibt er in der Figur Tommy Burwell ein Leben, wie es der Autor in jungen Jahren selber erlebt hat. Dabei unterscheidet sich Südlich vom Himmel, welches 1967 geschrieben, jedoch erst 1994 posthum in New York veröffentlicht wurde, an vielen Stellen grundlegend von einem Großteil seines literarischen Werkes, ist es doch weniger im Noir angesiedelt, als vielmehr im texanischen Proletariat der Underdogs der 1920er Jahre. Die Geschichte seines ich -Erzählers ist dabei für Thompson trotz der darin vorkommenden Gewalt und der immer wieder auftauchenden Anklage gegen den Kapitalismus ein ungewöhnlich optimistisches und letztendlich versöhnliches Buch. Südlich vom Himmel ist aus meiner Sicht nicht sein bestes, aber ein faszinierendes und aufschlussreiches Buch, welches in keiner gut sortierten Sammlung fehlen sollte.
Christian Funke
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