Night Ripper - Das Monster von Florenz - FilmArt Giallo Edition #006 (FilmArt)
Florenz 1968. Ein unbekannter Schlitzer hat es auf eine Reihe von Liebespaaren abgesehen. Die Pärchen werden zuerst bestialisch getötet und danach im Genitalbereich verstümmelt. Ein Buchautor bemüht sich, in das Wesen des Täters einzudringen, von dem er annimmt, dass er durch traumatische
Kindheitserinnerungen geprägt den Hass auf seine Eltern auslebt, während er sonst ein normales, gewöhnliches Leben führt. Die Polizei kann und will mit den Thesen des Autors nichts anfangen. Erste Ergebnisse der Ermittlungen deuten auf einen Sektenkult, schwarze Messen und sogar auf eine ganze Gruppe von Mördern hin. Ein in sich unschlüssiges Bild. Währenddessen meuchelt das Monster von Florenz unaufhaltsam weiter…
Cesare Ferrarios True-Crime-Giallo bezieht Stellung zu den grausamen Morden in Florenz, welche erst Mitte der 90er Jahre (und auch nur teilweise) aufgeklärt wurden. Ein Film, der in seiner Entstehungszeit das italienische Publikum schockierte, nun erstmals ungekürzt und weltweit in HD verfügbar.
(FilmArt)
Meinung zur Veröffentlichung:
Der italienische Regisseur Cesare Ferrario (Most Beautiful In the Kingdom) nahm sich in seinem 1986 entstanden Spielfilmdebüt „Il Mostro di Firenze“ einer Geschichte an, die zwischen 1968 und 1985 ganz Florenz in Atem gehalten hat. Am 21. August 1968 begann eine Mordserie an jungen Pärchen, die über siebzehn Jahre andauern sollte und acht Doppelmorde aufweist. Eine befriedigende Klärung der Vorkommnisse gibt es, trotz der Verurteilung (und späteren Freilassung) eines Hauptverdächtigen, bis heute nicht, die Gerüchte über Mittäter und Hintermänner in einflussreichen Positionen halten sich auch heute noch. Sobald es ähnlich geartete Mordfälle gibt, kommen in der Bevölkerung Gerüchte auf, dass das Monster von Florenz einen Sohn habe, der die Taten nun weiterführe. Zur Zeit der Dreharbeiten jedoch gab es nicht mal den An
satz eines Tatverdächtigen, weshalb sämtliche Verweise auf den Täter keine Spekulation sind. Dies löst das Drehbuch, indem es den Schriftsteller Andreas Ackermann (Leonard Mann, Copkiller, Cut and Run) ins Spiel bringt, der einen Roman über die Vorkommnisse schreiben soll und nun versucht, ein psychologisches Profil des Täters zu erstellen. So hat der Film die Möglichkeit, einen geheimnisvollen Mörder zu zeigen, seine Beweggründe zu analysieren und die Taten in Szene setzen zu können, ohne dabei den Anspruch zu erfüllen, sich mehr als nötig an die realen Fakten halten zu müssen. Inhaltlich bleibt der Film aus diesem Grunde eher fiktional und spekulativ. Seitens der Inszenierung bewegt er sich auf einem soliden, teils bemerkenswert atmosphärischen Niveau und zeigt sich gerade in den Mordsequenzen erstaunlich zurückhaltend. Allerdings sitzt der Film dadurch etwas zwischen den Stühlen, denn die Kriterien eines Giallo erfüllt Night Ripper – Das Monster von Florenz maximal am Rande, für einen True Crime – Vertreter jedoch beinhaltet er zu viel Spekulation. Somit bleibt er ein recht unterhaltsamer Film, der sich aus allen Bereichen ein wenig bedient und versucht, die einzelnen Versatzstücke zu einem soliden Gesamtbild zusammenzufügen.
Night Ripper – Das Monster von Florenz erscheint als Giallo Edition #006 bei FilmArt. Die auf tausend Stück limitierte DVD/Blu-ray-Combo befindet sich im klassischen gelben Doppel-Keep Case und ist in dieser ungekürzten Version die weltweite Erstveröff
entlichung auf DVD und Blu-ray. Neben der internationalen Kinofassung (101 Minuten) befindet sich die rekonstruierte italienische Schnittfassung (94 Minuten) auf der Disc, die in einigen Szenen geändert, ummontiert und gekürzt ist. Beide Filmfassungen sind in High Definition und mit deutschem und italienischen Ton. Bild (1,66:1/1080p/Full High Definition) und Ton (Deutsch und Italienisch: DTS-HD Master Audio & Dolby Digital 1.0 Mono) befinden sich auf einem erstaunlich guten Niveau, im Bonusbereich befinden sich der Kinotrailer, eine Giallo-Edition-Trailershow und ein informatives zwölfseitiges Booklet von Heiko Hartmann über den realen Fall des „Monsters von Florenz“, der dem Film zugrunde lag.
Night Ripper – Das Monster von Florenz ist ein eher wenig beachteter, semidokumentarischer Spät-Giallo, der, auch wenn er eindeutig nicht zu den Highlights des Genres gehört, seine starken Momente besitzt und mit einer gelungenen Atmosphäre und einem stimmungsvollen Soundtrack unterhalten kann. Wer sich nicht daran stört, dass die Spekulationen über den Täter reine Fiktion sind, oder sich einfach eine liebevoll gestaltete Veröffentlichung gönnen möchte, sollte hier zugreifen.
Christian Funke
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